Was können und was brauchen Kinder in ihren ersten drei Lebensjahren? Diese Fragestellung ist elementar für das Handeln im pädagogischen Alltag – vor allem vor dem Hintergrund, dass Kinder immer früher und immer länger in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege betreut werden.
Hessische Kindertagesstätten und Tagespflegepersonen betreuen aktuell etwa 55.500 Kinder unter drei Jahren. Mehr als 30% aller Kinder unter drei Jahren besuchen ein öffentliches Betreuungsangebot. Über die Hälfte der Kinder verbringen in der Kindertagesbetreuung mehr als 35 Stunden/ Woche und rund ein Drittel sogar mehr als 45 Stunden/Woche. Unser Ziel ist, eine hohe Qualität und Professionalität in der frühkindlichen Bildung zu gewährleisten.
Die Kindheitsforschung der letzten Jahrzehnte hat durch vielfältige Untersuchungen ein neues Bild auf die Entwicklung von Kindern und ihre Fähigkeit zu lernen ermöglicht. Kinder sind dem zufolge von Geburt an mit grundlegenden Kompetenzen sowie einem reichhaltigen Lern- und Entwicklungspotenzial ausgestattet. Ihre Entwicklung ist also keineswegs nur ein körperlicher und mentaler Reifungs- und Wachstumsprozess; bereits Säuglinge verfügen über erstaunliche kognitive Fähigkeiten und treten von Anfang an in regen Austausch mit ihrer Umwelt.
In keiner anderen Lebensphase verlaufen Bildungsprozesse so rasant wie in den ersten Lebensjahren. Wenn wir diese Prozesse erfolgreich unterstützen wollen, müssen wir uns auf die Lebensfreude, die Neugierde, die Ausdauer und Ernsthaftigkeit einlassen, denn die Kleinsten gestalten von Anfang an ihre Entwicklung und Bildung aktiv mit. Kinder dieser Altersgruppe brauchen feinfühlige Erwachsene, die sie mit ihren Kompetenzen in den Mittelpunkt ihres pädagogischen Handelns stellen. Um diesen Anspruch angemessen einlösen zu können ist es notwendig, die Prinzipien frühkindlicher Lern- und Entwicklungsprozesse zu kennen. Die vorliegende Handreichung bietet Ihnen hier bei fundierte Hilfestellung und Impulse zur KoKonstruktion frühkindlicher Bildung an.